Behandlung von Selbstverletzungsnarben

Entstehung von Selbstverletzungsnarben

Selbstverletzungsnarben entstehen durch absichtliche Verletzungen der Haut, die Betroffene als Bewältigungsmechanismus und Katalysator für ihr seelisches Leid nutzen. Je nach Art und Tiefe der Verletzung können diese Narben unterschiedliche Formen und Größen annehmen. Besonders sensible Situationen ergeben sich für Personen in bestimmten Berufen, die ihre Narben möglicherweise verbergen müssen, um Stigmatisierung und berufliche Nachteile zu vermeiden. Hinzu kommen private Situationen, in denen die Narben unangenehme Erinnerungen in der Vergangenheit hervorrufen.

Die Ursachen für Selbstverletzungen bzw. sogenannte Ritznarben (auch autoaggressive Narben oder Selbstschädigungsnarben) sind vielfältig und komplex. Sie reichen von psychischen Erkrankungen wie Depressionen und Borderline-Persönlichkeitsstörungen über Traumata in der Kindheit wie Mobbing, Missbrauch oder physische Gewalt bis hin zu akutem Stress und emotionalem Schmerz.

Viele der betroffenen Frauen und Männer schämen sich für ihr selbstverletzendes Verhalten (SVV), versuchen die Narben unter langen Pullovern und Hemden zu verstecken und vertrauen sich nur selten ihren Mitmenschen an. Dabei ist es besonders hier ratsam, einen Facharzt zu konsultieren, der sich mit Empathie und Fingerspritzengefühl in die Patientinnen und Patienten hineinversetzen kann und so eine Vertrauensbasis aufbaut. Als Fachärzte verstehen wir im Aestheticum Tübingen die tieferliegenden Gründe und die damit verbundenen Herausforderungen. Daher legen wir großen Wert auf eine vertrauensvolle und respektvolle Behandlung unserer Patient*innen.

Das Beratungsgespräch im Aestheticum Tübingen

Der erste Schritt auf dem Weg zur Behandlung Ihrer Selbstverletzungsnarben beginnt in unserer Klinik mit einem einfühlsamen und detaillierten Beratungsgespräch. Wir nehmen uns Zeit, um Ihre persönlichen Wünsche und Vorstellungen zu verstehen und die Möglichkeiten einer Narbenbehandlung gemeinsam mit Ihnen zu besprechen.

In einer vertrauensvollen Atmosphäre besprechen wir alle Ihre Fragen und informieren Sie umfassend über die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten, eventuelle Risiken und die alternativen Ansätze, die wir anbieten. Mithilfe einer sorgfältigen Fotodokumentation analysieren wir gemeinsam das Erscheinungsbild Ihrer Narben, um einen individuell abgestimmten Behandlungsplan zu entwickeln, der auf Ihre spezifischen Bedürfnisse und Ihre Situation zugeschnitten ist.

Unser Ziel ist es, Sie auf Ihrem Weg zur Heilung nicht nur medizinisch, sondern auch emotional zu unterstützen. Wir sind hier, um Ihnen zu helfen, sowohl die körperlichen als auch die seelischen Spuren Ihrer Vergangenheit zu mildern.

Medizinische Behandlungsmethoden

Es gibt verschiedene medizinische Methoden zur Behandlung von Selbstverletzungsnarben, jede mit ihren eigenen Vor- und Nachteilen. Wir möchten Ihnen die bestmögliche Lösung anbieten, die auf Ihre individuellen Bedürfnisse zugeschnitten ist. Im Bereich der Narbenkorrektur haben sich folgende Methoden besonders bewährt:

Dermabrasion

Aufgrund der flächigen Narbenausdehnung wenden wir im Aestheticum Tübingen bevorzugt die Dermabrasion zur Behandlung von Selbstverletzungsnarben an. Diese Methode kann auf zwei verschiedene Arten durchgeführt werden. Bei der „Scratch“-Dermabrasion werden oberflächliche Narben durch Abschleifen mit einer Art sterilen Schmirgelpapier behandelt. Bei tieferen Narben kommt ein schnell rotierender Diamantschleifer zum Einsatz, der die betroffenen Hautschichten präzise und effektiv abtragen kann. Durch das mechanische Abschleifen der Haut werden neben der obersten Hautschicht, der Epidermis, auch Teile der Dermis (Lederhaut) abgetragen, die Hautregeneration angeregt und somit die Intensität der Narbe gemildert. Als äußerst hilfreich hat sich hier unterstützend der Hautersatz Suprathel® erwiesen, eine synthetische jedoch biologisch abbaubare Matrix, welche auf die frische Wunde aufgebracht wird, um die Wundheilung und die Narbenbildung zu optimieren und postoperative Schmerzen zu reduzieren.

Wir bieten die Dermabrasion normalerweise zunächst als einmalige Behandlung an, wobei in manchen Fällen weitere Sitzungen sinnvoll sein können, um das Narbenbild weiter zu optimieren. Die Behandlung kann in Lokalanästhesie oder Vollnarkose durchgeführt werden, abhängig von den betroffenen Zonen und den individuellen Bedürfnissen der Patient*innen.

Mit diesem Konzept können wir eine wirksame und effektive Therapie der Selbstverletzungsnarben in den meisten Fällen anbieten und bereits auf viele beeindruckende Ergebnisse und zufriedene Patient*innen zurückblicken.

Chirurgische Entfernung

Die chirurgische Narbenentfernung ist eine Möglichkeit für tiefe oder umschriebene Narben. Dabei wird das Narbengewebe operativ korrigiert und die umliegende Haut wieder unter plastisch-ästhetischen Kriterien vernäht. Auf diese Weise entsteht zwar meist erneut eine Narbe, jedoch ist diese bei fachgerechter Durchführung oft deutlich unscheinbarer. Zudem besteht die Möglichkeit, sie so zu verlegen, dass sie unauffälliger platziert ist. Eine sich daran anschließende moderne Narbentherapie ist eine weitere Voraussetzung für ein schönes Narbenbild.

Weitere medizinische Behandlungsmöglichkeiten sind:

• Microneedling
  Beim Microneedling wird ein mit feinen Nadeln versehenes Handstück über die Haut geführt, um kontrollierte Mikroverletzungen im Gewebe zu erzeugen. Dadurch wird die Kollagenproduktion angeregt, was wiederum zu einer Verbesserung der Hauttextur und des Narbenbildes führt.

• Lasertherapie
  Bei der Lasertherapie werden hochenergetische, gebündelte Lichtimpulse auf die oberste Hautschicht abgegeben und die darunter liegende Haut zur Regeneration angeregt.

• Chemische Peelings
  Bei chemischen Peelings werden Wirkstoffe auf die Haut aufgetragen, die ein Abtragen der obersten Hautschicht bewirken. Dadurch wird die Hauterneuerung angeregt und die Intensität der Narben abgemildert.

• Hauttransplantation
  Eine sehr invasive Form der chirurgischen Narbenkorrektur stellt die Hauttransplantation dar. Diese kommt insbesondere bei sehr schlecht verheilten Narben wie zum Beispiel hypertrophen Narben zum Einsatz. Primär zur Optimierung des Narbenbildes bei Selbstverletzungsnarben ist diese Methode unseres Erachtens nicht empfehlenswert, da das Hautbild oft deutliche Farbunterschiede und optische Ähnlichkeit mit Verbrennungen aufweisen kann. Zudem führt die Gewinnung der Haut an anderen Körperregionen teilweise zu unschönen Hautentnahmestellen. Dieses Therapiekonzept gilt in unseren Augen nur als ultima ratio und sollte nur in extremen Fällen angewandt werden.

Nachbehandlung nach chirurgischer Entfernung und Dermabrasion von Selbstverletzungsnarben

Nach der operativen Entfernung der Selbstverletzungsnarben können die Patient*innen mit einer konsequenten Nachbehandlung zu einer guten und schnellen Wundheilung beitragen und das aus dem chirurgischen Eingriff resultierende Narbenbild deutlich beeinflussen.

Narbenmassage

Narbenmassagen sind eine wirksame Methode, um die Elastizität und das Aussehen von Narbengewebe nach einer OP zu verbessern. Regelmäßige, sanfte Massagen fördern die Durchblutung und regen die Kollagenbildung an, wodurch die Narbe glatter und weicher wird. Wir empfehlen Ihnen, diese Massagen täglich mit Massageölen oder -cremes durchzuführen.

Taping nach chirurgischer Entfernung

Nach einer chirurgischen Entfernung kann Taping sinnvoll sein. Dabei werden spezielle Klebestreifen auf die Narbe geklebt, die dabei unterstützen, die Spannung auf der Haut zu reduzieren und die neue Narbe flach zu halten. Diese Methode unterstützt die Heilung und kann das Risiko der Bildung von hypertrophen Narben und Keloiden minimieren.

Kompression

Auch Kompressionsstrümpfe oder -verbände können zur Nachbehandlung eingesetzt werden. Durch den gleichmäßigen Druck auf die betroffene Hautpartie wird die Durchblutung verbessert und die Narbenbildung reguliert.

Silikonplatten & Pflaster

Eine weitere bewährte Methode der Narbenbehandlung sind Silikonplatten und -pflaster. Sie werden direkt auf die Narbe geklebt und unterstützen die Hydratation der Haut, wodurch die Narbe weicher und flacher wird. Sie sollten täglich getragen werden, um eine effektive Narbenreduktion zu erzielen.

Psychologische Aspekte der Narbenbehandlung

Grundsätzlich empfehlen wir, vor einer Narbenbehandlung zunächst die Ursache für das selbstverletzende Verhalten zu behandeln, sofern dieses noch besteht. Anderenfalls würden neue SVV-Wunden durch abermaliges Ritzen das Ergebnis der Narbenbehandlung beeinträchtigen.

Aber auch die Behandlung von Selbstverletzungsnarben selbst ist nicht nur ein physischer Prozess, sondern auch ein emotionaler. Viele Betroffene kämpfen mit Scham- und Schuldgefühlen, was eine Behandlung deutlich erschweren kann. Psychologische Unterstützung, sowohl professionell als auch durch Rückhalt aus Familie oder Bekanntenkreis, kann hier wertvolle Hilfe leisten. Es ist uns eine besondere Herzensangelegenheit, unseren Patientinnen und Patienten mit einer Narbenbehandlung ein großes Stück Lebensqualität zurückzugeben.

Ihr Kontakt zum Aestheticum Tübingen

Die Behandlung von Narben, die durch Selbstverletzung entstanden sind, erfordert einen ganzheitlichen Ansatz, der sowohl körperliche als auch psychische Aspekte berücksichtigt. Dabei gibt es zahlreiche Methoden, die das Erscheinungsbild von Narben verbessern können. Sie sollten sich hierfür in die Hände eines erfahrenen Facharztes begeben, der Sie umfassend berät und individuell auf Ihre Bedürfnisse eingeht. Entscheidend ist, dass Sie sich wohl und verstanden fühlen.

Wenn Sie mehr über Ihre Behandlungsmöglichkeiten erfahren möchten und eine persönliche Beratung wünschen, stehen Ihnen unsere Fachärzte und Experten für die Narbenkorrektur gerne zur Verfügung.

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Geprüft durch

Dr. med. Oliver Lotter

Privatdozent Dr. med. Oliver Lotter ist Facharzt für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie im Aestheticum Tübingen mit Schwerpunkten im Bereich der Körperstraffung, Lidoperationen und Brustchirurgie. Als Autor hat er rund 50 wissenschaftliche Publikationen veröffentlicht und ist in der Lehre tätig. Durch seine stetige Weiterbildung auf nationaler sowie internationaler Ebene und seine Spezialisierungen im Bereich der Rekonstruktiven Plastischen Chirurgie und Handchirurgie, ist er als Experte bekannt und äußerst geschätzt.