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Antibiotika in der Plastischen Chirurgie

Dr. med. Oliver Lotter am 13.05.2025
Antibiotika in der Plastischen Chirurgie

Wann ist der Einsatz wirklich nötig?

Plastische Chirurgie boomt – ob Brustvergrößerungen, Facelifts oder Fettabsaugungen, die Nachfrage nach ästhetischen Eingriffen steigt weiter. Doch ein oft unterschätztes Problem begleitet diese Operationen: der übermäßige Einsatz von Antibiotika.

In der modernen Medizin sind Antibiotika ein unverzichtbares Werkzeug zur Infektionsprophylaxe und in der Bekämpfung bakterieller Infektionen. Doch was passiert, wenn Antibiotika zu häufig oder unnötig verschrieben werden? Deren Verwendung birgt nicht nur medizinische Risiken wie Resistenzen und Nebenwirkungen, sondern wirft auch ethische und gesellschaftliche Fragen auf.

Geprüft durch

Dr. med. Oliver Lotter

Dr. med. Oliver Lotter

Privatdozent Dr. med. Oliver Lotter ist Facharzt für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie im Aestheticum Tübingen mit Schwerpunkten im Bereich der Körperstraffung, Lidoperationen und Brustchirurgie. Als Autor hat er rund 50 wissenschaftliche Publikationen veröffentlicht und ist in der Lehre tätig. Durch seine stetige Weiterbildung auf nationaler sowie internationaler Ebene und seine Spezialisierungen im Bereich der Rekonstruktiven Plastischen Chirurgie und Handchirurgie, ist er als Experte bekannt und äußerst geschätzt.

Inhalt

    Der Einsatz von Antibiotika in der Plastischen Chirurgie

    So wie in zahlreichen anderen Fachgebieten wird auch in der Plastischen Chirurgie – sei es bei Brustvergrößerungen, Facelifts oder Fettabsaugungen – in der Regel präventiv ein Antibiotikum verabreicht, um Infektionen nach einer Operation zu vermeiden. Diese sogenannte perioperative Antibiotikaprophylaxe ist – sofern leitliniengerecht gegeben – medizinisch gerechtfertigt. Doch Studien zeigen, dass Antibiotika oft in der falschen Situation, länger und häufiger verschrieben werden als notwendig.

    Einsatz von Antibiotika

    Risiken des übermäßigen Antibiotika-Konsums

    Der wohl größte und global bedeutendste Risikofaktor sind Antibiotikaresistenzen. Je häufiger Antibiotika eingesetzt werden, desto wahrscheinlicher entwickeln sich resistente Keime, also Bakterien, die gegen herkömmliche Antibiotika nicht mehr wirken. Dadurch können selbst harmlose Infektionen eine lebensbedrohliche Situation verursachen.

    Antibiotika können zudem zu Magen-Darm-Beschwerden, allergischen Reaktionen oder Pilzinfektionen führen. Diese Nebenwirkungen stehen oft in keinem Verhältnis zu deren Nutzen, wenn keine Infektion vorliegt. Antibiotikarückstände gelangen ins Abwasser und fördern die Verbreitung resistenter Keime, was zu einer Umweltbelastung durch diese Arzneimittel führt.

    Gründe für den unbedachten Antibiotika-Einsatz

    • Patientenerwartungen: Viele Patientinnen und Patienten fordern „maximale Sicherheit“ – ohne sich der Risiken bewusst zu sein.
    • Fehlende oder veraltete Standards: Nicht nur in der Plastisch-ästhetischen Chirurgie liegt eine nicht immer klar definierte Datenlage zur Antibiotikagabe vor.
    • Angst vor Komplikationen: Führt zu übervorsichtigem Verhalten bei ästhetischen, nicht medizinisch notwendigen Eingriffen.
    • Routine statt Risikoabwägung: Antibiotika werden aus Gewohnheit gegeben, auch bei geringem Risiko.

    Antibiotika – Die wichtigsten Fakten im Überblick

    Wie lange nimmt man Antibiotika im Rahmen einer Operation ein?

    Die meisten Patientinnen und Patienten erhalten durch eine Infusion während des Eingriffs das passende Antibiotikum. Bei längeren Operationen wird diese Gabe nach einigen Stunden wiederholt. Nur in begründeten Ausnahmefällen erfolgt die Fortsetzung der Antibiotikatherapie über die Operationsdauer hinaus.

    Wie schnell wirken Antibiotika?

    Die Wirkung eines Antibiotikums setzt in der Regel innerhalb kurzer Zeit ein. Die genaue Wirkzeit hängt vom jeweiligen Präparat, der Dosierung und der individuellen Reaktion des Körpers ab.

    Wie lange wirken Antibiotika im Körper?

    Die Wirkdauer variiert je nach Wirkstoff. Viele Antibiotika haben eine Halbwertszeit von etwa sechs bis zwölf Stunden, können aber auch darüber hinaus wirken.

    Warum wirken Antibiotika manchmal nicht?

    Antibiotika können bei resistenten Erregern wirkungslos bleiben. Eine gezielte Diagnostik wie ein Abstrich hilft bei der Auswahl eines geeigneten Medikaments.

    Unser Weg zu verantwortungsvollem Einsatz

    Wir halten uns im Aestheticum Tübingen streng an die Empfehlungen des Robert Koch-Instituts und der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Infektionstherapie. Unsere Ärztinnen und Ärzte absolvieren regelmäßig Fortbildungen und arbeiten eng mit unserem Klinikhygieniker zusammen.

    Nebenwirkungen von Antibiotika: Was ist relevant für die Plastische Chirurgie?

    Gerade in der Plastischen und ästhetischen Chirurgie, wo Eingriffe häufig nicht medizinisch indiziert sind, sollte der potenzielle Nutzen von Antibiotika sorgfältig gegen mögliche Nebenwirkungen abgewogen werden.

    Häufige Nebenwirkungen im Überblick

    Nebenwirkung Häufigkeit Relevanz für Plastische Chirurgie
    Durchfall Sehr häufig Kann Erholung und Wohlbefinden deutlich beeinträchtigen
    Hautausschläge Häufig Wundheilung, Narbenbildung können beeinflusst werden
    Müdigkeit Häufig Verzögerte Regeneration nach Eingriffen möglich
    Pilzinfektionen (z. B. Scheidenpilz) Häufig Besonders bei Frauen durch gestörte Flora
    Kopfschmerzen Gelegentlich Unspezifisch, aber störend in der Erholungsphase
    Übelkeit Gelegentlich Kann die Einnahmetreue negativ beeinflussen

    Warnzeichen, bei denen ärztlicher Rat eingeholt werden sollte

    • Anhaltender oder blutiger Durchfall
    • Fieber oder Schüttelfrost
    • Hautausschläge mit Rötung oder Blasenbildung
    • Brennen beim Wasserlassen
    • Starke Kopfschmerzen oder Schwindel
    • Juckreiz oder Ausfluss bei Frauen

    Fazit: Weniger ist oft mehr

    Antibiotika sind ein wertvolles medizinisches Instrument. Ihr Einsatz sollte verantwortungsvoll erfolgen, um sowohl individuelle Gesundheit als auch die Gesellschaft vor den Folgen resistenter Keime zu schützen.

    Privatklinik für Plastische und Ästhetische Medizin

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